„Where in this World Could I Go?“

3. Dezember 2010 bis 22. Januar 2011
Vernissage: 3. Dezember 2010, 19 bis 22 Uhr

Gruppenausstellung, kuratiert von Jörg Kohnen-May

Performance: „Missing“ von Zakia el Abodi, 3. Dezember 2010, 20 Uhr,
mit der Künstlerin sowie Astarti Athanasiadou und Laura Witzleben

Dauernd und in Echtzeit kommunizieren, weltweit netzwerken, das Leben nicht planen, immer flexibel bleiben, spontan den Arbeits- und Aufenthaltsort wechseln und dabei auch Verluste in Kauf nehmen - wie reagieren Künstlerinnen und Künstler der „Generation Global“ auf die Herausforderungen im 21. Jahrhundert? Wie und wohin bewegen sie sich in einer Welt, die von globalen Dynamiken und auch Zwängen geprägt ist: Als lässiger Nomade und Wandler zwischen Zeit, Raum und Zeichen, unbelastet von Herkunft und Tradition, ständig unterwegs auf frei gewählten und bisher unbekannten künstlerischen Routen? Als freiwillige Migranten und/oder produktive Touristen, angetrieben von den glücklichen Verheißungen einer Welt voller Optionen? Als Gewinner der Globalisierung? Der Künstler, ein neoliberales Erfolgsmodell? Nicht mehr gefragt als kritischer Begleiter der gesellschaftlichen Entwicklung?

So positivistisch und effizient mag sich Nicholas Bourriaud mit seinem Konzept vom Altermodernismus den Künstler von heute vorstellen. Die Ausstellung „Where in this World Could I Go?“ bei von cirne fragt nach Alternativen zu einer solchen allgemeinen „Yes, I can“-Kunst.

Die in der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen und Künstler folgen keinem gemeinsamen künstlerischem Konzept oder Programm. Im Gegenteil: So spezifisch wie ihre Biografien und Erfahrungen, fallen auch die künstlerischen Reaktionen auf jeweils vorgefundene Wirklichkeiten an wechselnden Aufenthaltsorten, an alten und neuen Heimaten aus: kritisch, pessimistisch, erinnernd, imaginierend, visionär. Unterwegs mit ihrem persönlichen kulturellen Reisegepäck und auf individuellen kreativen Routen, suchen die Künstlerinnen und Künstler nach ihrem und dem Platz ihrer Kunst in der Welt.

Zakia el Abodi (*1983, lebt und arbeitet in Amsterdam) reflektiert das ästhetische Potenzial der Wegwerf- und Konsumgesellschaft. In ihren Objekten, Leuchtobjekten und Fotografien entwickelt sie – als Antwort auf die Frage wohin? - poetische Flucht- und Sehnsuchtsbilder. In ihrer Performance „Missing“ spannt die Künstlerin einen Bogen zwischen verheißungsvoller Anpassung und Entfremdung.

Ranil Beyer (*1979 in Sulzbach-Rosenberg, lebt und arbeitet in Hamburg) befragt in seinen Landschafts- und Porträt-Fotografien das Heimatland seiner Mutter, Sri Lanka, und dort lebende Verwandte nach einem vermeintlich existierenden gemeinsamen Kern.

Robert Estermann (*1970 in Sursee, lebt und arbeitet in Zürich) zeigt ein eigens für die Ausstellung realisiertes Objekt mit Projektionen seiner Serie von Zeichnungen mit dem Titel „Modern Beach Design“: gefundene Objekte und technisches Equipment als Sender visionärer Entwürfe. Dieser Komposition tritt ein zweites Objekt zur Seite: ein minimalistische Konstruktion aus Metallprofilen, die eine Landefläche für Hubschrauber assoziieren lässt. Zum ersten Mal präsentiert der Künstler und mehrfache Swiss Art Award Preisträger wegweisende Zeichnungen aus einer früheren Schaffensperiode und konfrontiert damit die Betrachter (und sich selbst) mit seinen selbst gebildeten kreativen Wurzeln.

Linda Nadji (*1972 in Teheran, lebt und arbeitet in Düsseldorf) reflektiert in ihren aus Beton gegossenen Koffern, Tüten und Taschen den Gegensatz von Mobilität und fester Verortung. Den Hofboden einer syrischen Moschee transferiert die Künstlerin mittels Aneignung und Vervielfältigung in den Galerieraum.

Ming-Ming Yin (*1970 in Taichung, Taiwan, lebt und arbeitet in Düsseldorf) hat im Vorfeld der Ausstellung an sechs ausgewählten Orten im Umkreis der Galerie ortsspezifische Objekte aus Holz, Klettband und Stoff realisiert: fragile Konstrukte, in ihrer Exponiertheit latent von Zerstörung oder Beseitigung bedroht. Die poetisch-vergänglichen Arbeiten fragen nach dem „passenden“ Ort der Kunst und reflektieren das Wechselspiel von Balance und Halt. In der Ausstellung werden sie auf Fotografien präsentiert, ergänzt um ein Deckenobjekt.


von cirne
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